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Finanznot in der GKV

Krankenkasse warnt vor Beitragsexplosion und drohendem Kollaps

13.05.2025·Der Vorstandsvorsitzende der DAK-Gesundheit, Andreas Storm, fordert eine "Kernsanierung des Gesundheitssystems" und warnt vor dem Zusammenbruch eines Teils der Kassenlandschaft.

Im Zuge einer Kernsanierung des Gesundheitssystems müsse möglicherweise auch die Systemfrage neu gestellt werden, ob und inwieweit eine Trennung der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung sinnvoll ist, erläutert Storm gegenüber der Apotheken Umschau im Podcast "´ne Dosis Wissen". Insbesondere die ambulante Versorgung müsse anders geregelt werden. Als Beispiel nennt Storm die Einführung eines Primärarztsystems, wie sie die neue Bundesregierung plant. Ein Primärarztsystem sei wichtig, "um die im Moment nicht mehr haltbare, zum Teil dramatische Situation bei der Terminvergabe in den Griff zu bekommen". Würde ein solches Primärarztsystem eingerührt, müsste laut Storm allerdings auch gefragt werden: "Welche Auswirkungen hat das auf Privatpatienten?" Außerdem sei die derzeitige Ausgestaltung des Beihilfesystems bei den Beamten nicht mehr zeitgemäß. "Man kann natürlich nur ganz schwer erklären, warum zum Beispiel ein Lehrer, der angestellt ist, eine andere Gesundheitsabsicherung hat wie ein Lehrer, der verbeamtet ist", findet Storm.

Kassenchef fürchtet teilweisen Zusammenbruch

Eine Reform des GKV-Finanzsystems sei dringend nötig. Das Defizit der gesetzlichen Krankenversicherungen für 2024 liegt bei rund 6,2 Milliarden Euro. "Das ist nicht mehr eine übliche Finanzkrise, sondern wir sind für einen Teil der Kassenlandschaft wirklich am Rande des Zusammenbruchs", so Storm. Viele Krankenkassen hatten in den vergangenen Monaten deshalb die Zusatzbeiträge erhört. Es war die höchste Beitragserhöhung in der Geschichte der Bundesrepublik. Ausreichen werden die höheren Beiträge laut Andreas Strom nicht. "Wenn jetzt nicht gegengesteuert wird von der neuen Ministerin, dann müssen wir auch beim nächsten Jahreswechsel wieder mit deutlich steigenden Beiträgen rechnen und mit der Gefahr, dass dann wirklich einige Kassen existenziell gefährdet sind."

Mammutaufgabe für neue Gesundheitsministerin

An die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) haben die Krankenkassen daher weitgehende Erwartungen. "Wir haben Rekordbeitragssätze, wir haben nur noch sieben Prozent einer Monatsausgabe als Reserve und wenn nichts geschieht, wird sich die Beitragsspirale ungebremst weiterdrehen und die Zusatzbeiträge werden explodieren - eine Kommission, die laut Koalitionsvertrag erst im Frühjahr 2027 Ergebnisse vorlegen soll, ist angesichts dessen keine Option", drängt die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Dr. Doris Pfeiffer. "Wir brauchen jetzt sofort kurzfristige Maßnahmen zur Finanzstabilisierung", so die Verbandschefin. Pfeiffer weiter: "Noch vor der Sommerpause sollte im Rahmen eines Vorschaltgesetzes deshalb ein verbindliches Ausgabenmoratorium kommen. Heißt konkret: Keine Preis- oder Honorarerhöhungen mehr, die über die laufenden Einnahmen hinausgehen. Das Moratorium muss so lange gelten, bis durch geeignete Strukturreformen Einnahmen und Ausgaben wieder in ein Gleichgewicht gebracht worden sind."

Zugleich fordert der Spitzenverband, dass die medizinische Versorgung der Bürgergeldbeziehenden als versicherungsfremde Leistung der Krankenkassen "endlich fair über Steuergelder finanziert" wird. Allein dadurch würde die gesetzliche Krankenversicherung um 10 Milliarden Euro bzw. 0,5 Beitragssatzpunkte entlastet. Als eigentliche Mammutaufgabe seien dann mittel- und langfristig durchgreifende Strukturreformen nötig, um die vorhandenen finanziellen und angesichts von Demographie und Fachkräftemangel zunehmend begrenzten personellen Ressourcen effizient und sinnvoll für die Gesundheitsversorgung einzusetzen.

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© 2000-2025 Redaktion kkdirekt; alle Rechte vorbehalten, alle Angaben ohne Gewähr.

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