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GKV-Finanzentwicklung im 1. Halbjahr 2025

Ausgaben der Krankenkassen steigen deutlich stärker als die Einnahmen

08.09.2025·Die gesetzlichen Krankenkassen haben in den ersten sechs Monaten einen Überschuss von 2,8 Milliarden Euro erzielt. Das Geld dient jedoch vorrangig zur Auffüllung ihrer Finanzreserven bis zum gesetzlichen Mindestniveau. Unter massivem Druck stehen die Kassen weiterhin durch den anhaltend starken Anstieg ihrer Ausgaben. Mit rund 8 Prozent liegt diese deutlich über der Entwicklung der Einnahmen.

Insgesamt nahmen die 94 gesetzlichen Krankenkassen bis zum 30.06.2025 176,8 Milliarden Euro ein. Dem gegenüber standen Ausgaben in Höhe von 174,0 Milliarden Euro. Die Ausgaben für Leistungen und Verwaltungskosten verzeichneten bei einem Anstieg der Versichertenzahlen von 0,1 Prozent einen Zuwachs von 7,8 Prozent. Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz entsprach Ende Juni 2,92 Prozent und lag damit deutlich oberhalb des Ende Oktober 2024 vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) für das Jahr 2025 bekanntgegebenen durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes von 2,5 Prozent. Die jährliche Bekanntgabe des BMG zum 01.11. ist eine wichtige Kalkulationsgrundlage für die Haushaltsberatungen der Krankenkassen zum Jahresende und damit zur Festlegung der kassenindividuellen Zusatzbeitragssätze.

Überschüsse fließen in gesetzliche Mindestreserve

Viele Krankenkassen sind gezwungen, einen höheren Zusatzbeitragssatz zu erheben, als zur Deckung der laufenden Ausgaben nötig wäre. Hintergrund ist, dass die Kassen ihre im vergangenen Jahr aufgrund der unerwartet hohen Ausgabendynamik stark gesunkenen Finanzreserven auf das gesetzlich vorgeschriebene Mindestniveau von 0,2 Monatsausgaben auffüllen müssen. Zum Ende des 1. Halbjahres 2025 betrugen die Rücklagen der Kassen im Mittel nur 0,16 Monatsausgaben, was insgesamt rund 4,6 Milliarden Euro entspricht.

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken: "Die gesetzliche Krankenversicherung steht finanziell massiv unter Druck. Die Ausgaben wachsen weiterhin deutlich stärker als die Einnahmen. Auch im ersten Halbjahr 2025 steigen die Ausgaben in nahezu allen Bereichen ungebrochen dynamisch an. Der Überschuss der Krankenkassen sollte nicht falsch interpretiert werden. Er ist nur eine Momentaufnahme und dient lediglich zur Auffüllung der sehr niedrigen Finanzreserven auf das gesetzlich geforderte Mindestniveau. Bereits 2026 dürften die Beitragssätze wieder unter Druck geraten."

Finanzentwicklung nach Krankenkassenarten

Die Ersatzkassen (TK, Barmer, DAK, KKH, hkk, HEK) erzielten einen Überschuss von 1,1 Milliarden Euro, die Ortskrankenkassen (AOK) von 656 Millionen Euro, die Betriebskrankenkassen (BKK) von 473 Millionen Euro, die Innungskrankenkassen (IKK) von 305 Millionen Euro und die Knappschaft in Höhe von 264 Millionen Euro. Die nicht am Risikostrukturausgleich teilnehmende Landwirtschaftliche Krankenkasse (SVLFG) verbuchte einen Überschuss von 8 Millionen Euro.

Ergebnis des Gesundheitsfonds

Der Gesundheitsfonds, der zum Stichtag 15.01.2025 über eine Liquiditätsreserve von rund 5,7 Milliarden Euro verfügte, verzeichnete im 1. Halbjahr 2025 ein buchhalterisches Defizit von 5,8 Milliarden Euro. Der größere Teil dieses Defizits ist saisonüblich: So fließen die Ausgaben des Gesundheitsfonds als monatliche Zuweisungen in konstanter Höhe an die Krankenkassen, während die Einnahmen unterjährig erheblich schwanken und insbesondere im 4. Quartal aufgrund der Verbeitragung von Jahressonderzahlungen wie dem Weihnachtsgeld höher ausfallen.

Die Beitragseinnahmen (ohne Zusatzbeiträge) stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,5 Prozent. Verantwortlich für die gute Einnahmenentwicklung im 1. Halbjahr sind laut BMG insbesondere die deutlich gestiegenen beitragspflichtigen Löhne und Gehälter. Zwischen Ende 2022 und Ende 2024 konnten Arbeitgeber ihren Beschäftigten steuer- und beitragsfreie Inflationsausgleichsprämien gewähren, die nun vielfach durch höhere reguläre - und damit beitragspflichtige - Lohnsteigerungen abgelöst würden.

Entwicklungen bei den Ausgaben
(nach ausgewählten Ausgabenbereichen)

Die Krankenkassen verzeichneten im 1. Halbjahr 2025 einen weiterhin sehr dynamischen Anstieg der Leistungsausgaben und Verwaltungskosten von 7,8 Prozent. Die Leistungsausgaben stiegen dabei um 8,0 Prozent und damit ähnlich stark wie im Jahr 2024 und weiterhin deutlich über dem langfristigen Durchschnitt. Die Verwaltungskosten stiegen um 5,2 Prozent. In absoluten Zahlen stiegen die Leistungsausgaben der Krankenkassen in den ersten sechs Monaten des Jahres um 12,2 Milliarden Euro und die Verwaltungskosten um 327 Millionen Euro.

Stationäre Behandlung
Die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen sind im 1. Halbjahr um 9,6 Prozent bzw. 4,8 Milliarden Euro gestiegen und stellen laut BMG den maßgeblichen Treiber der hohen Ausgabendynamik dar. Ursächlich seien vor allem hohe Vergütungssteigerungen sowie die Refinanzierung bisher nicht abgebildeter Tarifkostensteigerungen aus dem Jahr 2024. Zudem trügen die stark steigenden Aufwendungen für psychiatrische Behandlungen (+12,9 Prozent bzw. 639 Millionen Euro) und die im IST-Kosten-Ausgleich finanzierten Pflegepersonalkosten (+15,2 Prozent bzw. 1,6 Milliarden) zum starken Ausgabenanstieg im Krankenhausbereich bei.

Arzneimittel
Die Aufwendungen für die Versorgung mit Arzneimitteln stiegen um 6,0 Prozent bzw. 1,6 Milliarden Euro und bleiben damit gegenüber dem ersten Quartal nahezu unverändert. Innerhalb der Arzneimittel verzeichnen die Aufwendungen für Arzneimittel im Rahmen der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung deutlich überdurchschnittliche Zuwächse (+29,7 Prozent bzw. + 397 Millionen Euro). Auch die Arzneimittelausgaben steigen damit stärker als im Mittel der vergangenen zehn Jahre.

Ambulante Behandlung
Die Ausgaben für ambulant-ärztliche Behandlungen sind im 1. Halbjahr um 7,8 Prozent bzw. 2,0 Milliarden Euro gestiegen. Bezogen auf das jeweils erste Halbjahr stellt dies das stärkste Wachstum seit über 10 Jahren dar. Der Ausgabenzuwachs hat sich gegenüber dem ersten Quartal 2025 (+7,0 Prozent) und dem Gesamtjahr 2024 (+6,7 Prozent) nochmals deutlich beschleunigt. Hierfür sei laut BMG auch der gegenüber dem langjährigen Durchschnitt höherer Anstieg des Orientierungswertes (Grundwert zur Bemessung des ärztlichen Honorars) um +3,85 Prozent verantwortlich. Zur hohen Dynamik trügen zudem die kräftig steigenden Ausgaben für das ambulante Operieren (+19,5 Prozent bzw. 250 Mio. Euro) bei. Ursache seien vor allem die 2024 eingeführten Eingriffe mit spezieller sektorengleicher Vergütung (Hybrid-DRGs), die u. a. zu einer Ambulantisierung bisher häufig stationär durchgeführter Behandlungen führten.

Behandlungspflege
Ein stark überdurchschnittliches Wachstum von +12,7 Prozent (bzw. +654 Millionen Euro) verzeichnet der Bereich medizinischen Behandlungspflege, der bereits 2024 (+11,8 Prozent) und 2023 (+12,9 Prozent) stark überdurchschnittliche Aufwüchse verzeichnete.

Prävention, Reha
Stark gestiegen sind auch die Ausgaben im Bereich der Schutzimpfungen mit einem Plus von 15,8 Prozent bzw. 230 Millionen Euro, welches vor allem durch die hohen Aufwüchse bei den Impfstoffen für Schutzimpfungen als GKV-Regelleistungen (+18,4 Prozent bzw. 212 Millionen Euro) bedingt ist und nach Einschätzung des BMG in Verbindung mit neuartigen RSV-Impfungen stehen dürfte. Die Ausgaben für Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen, die nach den pandemiebedingten Einbrüchen des Jahres 2020 im Schnitt um rund 10,5 Prozent pro Jahr wuchsen, entwickelten sich im ersten Halbjahr mit einer Steigerung von 10,8 Prozent bzw. 251 Millionen Euro ungebrochen fort.

Heilmittel
Auch die Aufwendungen für Behandlungen durch Heilmittelerbringer, welche nach pandemiebedingten Rückgängen des Jahres 2020 jedes Jahr um durchschnittlich 10,6 Prozent bzw. um insgesamt 4,4 Milliarden Euro gestiegen sind, verzeichnen im 1. Halbjahr 2025 mit +8,9 Prozent bzw. +585 Millionen Euro erneut eine sehr dynamische Entwicklung. Bemerkenswert sei laut BMG dabei die Entwicklung der Aufwendungen für Heilmittelversorgung mit erweiterter Versorgungsverantwortung der Heilmittelerbringer (sog. "Blankoverordnung"), für die im ersten Halbjahr 2025 Aufwendungen von 150 Millionen Euro in der Physiotherapie und 137 Millionen Euro in der Ergotherapie verzeichnet wurden.

Weitere Entwicklung

Der GKV-Schätzerkreis wird die Versichertenentwicklung, die Ausgaben und die Einnahmen der gesetzlichen Krankenversicherung für das laufende und das kommende Jahr Mitte Oktober prognostizieren. Das BMG wird daraufhin bis zum 01.11.2025 unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Schätzerkreises den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz für das Jahr 2026 bekannt geben. Die Finanzergebnisse für das 1. bis 3. Quartal 2025 werden Ende November vorliegen.

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© 2000-2025 Redaktion kkdirekt; alle Rechte vorbehalten, alle Angaben ohne Gewähr.

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