Auctority GmbH|19.09.2023

PRESSEMITTEILUNG

52,8 Prozent der Deutschen sind erschöpft

Freiburg (kkdp)·Erschöpfung nimmt zu / Gesundheit, politische Situation und Belastung bei der Arbeit sind Ursachen / Mehr als 40 Prozent der Beschäftigten beklagen "sinnlose Arbeit"

52,8 Prozent der Deutschen fühlen sich einer aktuellen Studie zufolge erschöpft. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Anstieg um 3,2 Prozent. Die Hauptursachen für die Erschöpfung sind gesundheitliche Beschwerden, die politische Situation sowie die Belastung bei der Arbeit. Für die Zukunft erwarten zudem 40,2 Prozent, dass die Erschöpfung weiter zunehmen wird. Um die beruflich bedingte Erschöpfung zu reduzieren, wünschen sich 40,7 Prozent der Erwerbstätigen "weniger sinnlose Arbeit". Dies sind die Ergebnisse einer Studie der Beratungsagentur Auctority im Sommer 2023 unter 5.000 Personen über 18 Jahren aus der bundesdeutschen Gesamtbevölkerung. Zudem wurden 2.500 Erwerbstätige zu Maßnahmen gegen beruflich bedingte Erschöpfung in der Arbeitswelt befragt.


Erschöpfung ist in Deutschland zu einem Problem der Mehrheit geworden. 52,8 Prozent der Deutschen fühlen erschöpft. Am Anschlag mit dem Höchstwert für Erschöpfung auf der Skala von Null bis Zehn fühlen sich 10,2 Prozent. Dr. Christina Guthier, fachliche Leiterin der Studie sieht in diesem Wert ein alarmierendes Zeichen. "Erschöpfung ist kein Problem einzelner Personen, das sie nur mit sich selbst ausmachen können. Ich sehe hier ein strukturelles Problem, das wir nur lösen können, wenn wir unsere Art zu arbeiten und den Alltag zu organisieren massiv verändern."

Die Ursachen der Erschöpfung unterscheiden sich in der Bevölkerung, drei Hauptgründe ziehen sich jedoch durch alle Alters- und Beschäftigtengruppen. In der Gesamtbevölkerung stellen gesundheitliche Beschwerden mit 40,0 Prozent die Hauptursache der Erschöpfung dar. 30,1 Prozent sehen in der politischen Situation eine Ursache für Erschöpfung, und 27,0 Prozent führen die Erschöpfung auf die Belastung durch Arbeit zurück. Für den Teil der Bevölkerung, der jünger als 50 Jahre ist, steht allerdings die Belastung durch Arbeit im Vordergrund. Sie erreicht bei den 40-49-jährgen einen Spitzenwert von 42,2 Prozent. Insgesamt ist bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die Belastung durch Arbeit deutlich häufiger der Grund für Erschöpfung (49,2 Prozent), als etwa bei Selbständigen (30,0 Prozent). Bei Studierenden stellt die Arbeitsbelastung sogar mit 53,1 Prozent die Hauptursache für Erschöpfung dar. Ab dem Alter von 50 Jahren wird die Belastung durch Arbeit als Hauptursache der Erschöpfung von den gesundheitlichen Beschwerden überflügelt.

Dr. Christina Guthier sieht Gründe zur Sorge in weiteren Erkenntnissen der Studie. So erwarten 40,2 Prozent der Befragten, dass die Erschöpfung in Zukunft noch zunehmen wird. Und mehr als ein Viertel (26,3 Prozent) sagt, dass es schwer sei, Erschöpfung wieder loszuwerden. "Wenn wir bei diesem hohen Maß an Erschöpfung weder positive Perspektiven noch die richtigen Erholungsmechanismen haben, laufen wir in eine gesundheitliche Sackgasse", so Guthier. "Wenn wir die Dauer-Erschöpfung vermeiden wollen, müssen wir an den Arbeitsbedingungen etwas ändern", so die Wirtschaftspsychologin.

Andreas Scheuermann, Partner bei der Beratungsagentur Auctority bekräftigt das und verweist auf eine weitere Erkenntnis der Studie. Demnach sehen 40,7 Prozent der Befragten Erwerbstätigen als wichtigste Maßnahme gegen Erschöpfung darin, "weniger sinnlose Arbeiten" zu verrichten. "Dieses Ergebnis ist eine Ohrfeige für die Management-Kultur in Deutschland. Wenn Beschäftigte Arbeit als sinnlos erkennen oder den Sinn nicht erkennen, dann leiden neben dem gesundheitlichen Wohlbefinden auch Motivation, Produktivität. Wer unternehmerisch denkt, muss sinnlose Arbeiten abschaffen", so der Unternehmensberater.

Aber auch das Arbeitspensum insgesamt mit 34,7 Prozent und die zur Verfügung stehende Zeit mit 26,3 Prozent sind Faktoren, bei denen sich Beschäftigte Veränderung wünschen. "Insgesamt ist das Maß an Erschöpfung ein Indikator für die stetige Arbeitsverdichtung. Die Schlussfolgerung kann nur lauten, die Arbeitswelt endlich wieder vom Menschen aus zu denken. Nicht umsonst diskutieren wir gesellschaftlich gerade über die Viert-Tage-Woche oder die schwindende Bedeutung von Arbeit für nachkommende Generationen", so Scheuermann.

Ein besonders alarmierender Aspekt der Studie: Studierende gaben zu 62,7 Prozent an, erschöpft zu sein. Und in der jungen Altersgruppe der 18-29-jährigen sind insgesamt 56,8 Prozent von Erschöpfung betroffen, für rund 20 Prozent dieser Altersgruppe zählen bereits gesundheitliche Beschwerden zu den Hauptgründen. Vor diesem Hintergrund rät Wirtschaftspsychologin Christina Guthier dazu, die Rahmenbedingungen an Hochschulen unter die Lupe zu nehmen. "Die bestmögliche Ausbildung ist sicherlich nicht diejenige, die Menschen dauerhaft erschöpft. Studierende erleben mittlerweile Belastungsszenarien, die diejenigen in der Arbeitswelt teilweise übertreffen", so Guthier.

Ein Teilergebnis der Studie will das Team von Auctority nochmals vertieft untersuchen. So gaben 30,1 Prozent der Befragten als einen Hauptgrund für Erschöpfung die "politische Situation" an. "Unser Interesse gilt eigentlich der Arbeitswelt. Allerdings machen gesellschaftliche Probleme und Auseinandersetzungen vor dem Firmengelände nicht halt. Das Zusammentreffen mehrerer Krisenszenarien von Ukraine-Krieg und Energiekrise über Inflations-Angst bis Klimawandel schafft Unsicherheit und Frustration. Die Arbeitswelt ist davon erst einmal negativ betroffen, könnte aber auch Teil der Lösung sein", so Andreas Scheuermann.

Über die Studie

Im Auftrag der Beratungsagentur Auctority hat das Meinungsforschungsinstitut Civey im Juli 2023 5.000 Personen aus der bundesdeutschen Gesamtbevölkerung ab 18 Jahren zum Thema Erschöpfung sowie nochmals 2.500 Erwerbstätige zu Maßnahmen in der Arbeitswelt befragt. Die fachliche Leitung der Studie lag bei der Wirtschaftspsychologin Dr. Christina Guthier aus Düsseldorf, fachlich beraten hat zudem Dr. Walter Reimund aus Darmstadt. Die Ergebnisse der Studie werden im Oktober als Broschüre veröffentlicht und können per E-Mail angefordert werden unter redaktion@auctority.net.

Über Auctority

Die Beratungsagentur Auctority aus Freiburg wurde 2017 von Randolf Jessl gegründet und beschäftigt sich mit Themen rund um die Transformation der Arbeitswelt. Auctority unterstützt Führungskräfte aus Unternehmen, Verbänden und öffentliche Institutionen bei strategischen Projekten und in der Gestaltung und Kommunikation von Veränderungsprozessen. Auctority kann dabei auf ein breites Spektrum an Studien in den Themen Führung und Personalmanagement, Digitalisierung, Diversity, Demografie und Nachhaltigkeit zurückgreifen.

Pressekontakt:

Andreas Scheuermann
0611- 16 66 14 24
redaktion@auctority.net


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