Statistisches Bundesamt|13.07.2023

PRESSEMITTEILUNG

Psychische Erkrankungen waren 2021 die häufigste Ursache für Krankenhausbehandlungen von 10- bis 17-Jährigen

Wiesbaden (kkdp)·13.07.2023

Mädchen werden häufiger wegen psychischer Erkrankungen stationär behandelt als Jungen
Anteil von Behandlungen wegen psychischer Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen steigt kontinuierlich
Zahl der Psychotherapeutinnen und -therapeuten nimmt zu; knapp die Hälfte arbeitet nicht in Vollzeit

Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen stellten im Jahr 2021 die häufigste Ursache für stationäre Krankenhausbehandlungen von Kindern und Jugendlichen dar. Knapp 81 000 der rund 427 600 Krankenhauspatientinnen und -patienten im Alter von 10 bis 17 Jahren wurden aufgrund dessen stationär behandelt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, entsprach das 19 % aller Krankenhausbehandlungen in dieser Altersgruppe. Zum Vergleich: Bei Erwachsenen ab 18 Jahren machte die Diagnose 6 % der insgesamt gut 15,3 Millionen Krankenhausbehandlungen aus. Unter den Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren werden Mädchen anteilig häufiger aufgrund von psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen im Krankenhaus behandelt: Während bei ihnen im Jahr 2021 knapp ein Viertel (24 %) der Behandlungsfälle auf diese Diagnose entfiel, waren es bei den Jungen 13 %.

Nach psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen waren Verletzungen und Vergiftungen (ebenfalls 19 %) 2021 der zweithäufigste Grund für einen Klinikaufenthalt von Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren. Gut 79 700 Patientinnen und Patienten dieser Altersgruppe wurden deshalb stationär behandelt. An dritter Stelle folgten mit knapp 46 100 Behandlungsfällen Symptome, bei denen keine spezifischere Diagnose gestellt werden konnte (11 %). Darunter fallen beispielsweise Bauch- und Beckenschmerzen, Ohnmacht und Kollaps oder Kopfschmerzen.

Anteil und Zahl von Behandlungen wegen psychischer Erkrankungen binnen zehn Jahren gestiegen

Anteilig werden seit einigen Jahren stetig mehr Kinder und Jugendliche wegen psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen stationär behandelt. Im Jahr 2011 traf dies noch auf knapp 75 200 oder 13 % der gut 588 300 Klinikpatientinnen und -patienten im Alter von 10 bis 17 Jahren zu gegenüber knapp 81 000 von 427 600 Fällen im Jahr 2021. Psychische Erkrankungen waren 2011 der zweithäufigste Grund für Klinikaufenthalte in der Altersgruppe. Verletzungen und Vergiftungen stellten unter den 10- bis 17-Jährigen 2011 mit einem Anteil von einem Fünftel (20 %) die häufigste Ursache der stationären Krankenhausbehandlungen dar. Im Vor-Corona-Jahr 2019 wurden knapp 83 900 Kinder und Jugendliche aufgrund von psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen stationär im Krankenhaus behandelt. Mit einem Anteil von 16 % an den gut 533 400 Klinikpatientinnen und -patienten im Alter von 10 bis 17 Jahren waren psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen nach Verletzungen und Vergiftungen (19 % oder 102 100 Fälle) 2019 ebenfalls der zweithäufigste Grund für stationäre Krankenhausbehandlungen in dieser Altersgruppe.

Depression häufigste Diagnose

Psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche werden am häufigsten wegen Depressionen im Krankenhaus behandelt. Im Jahr 2021 waren gut 21 900 der 10- bis 17-Jährigen wegen sogenannter depressiver Episoden stationär in Behandlung. Zu den psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen zählen auch solche, die durch Alkohol bedingt sind. Sie umfassen unter anderem Folgen von Alkoholmissbrauch und akuten Alkoholvergiftungen wie Abhängigkeits- oder Entzugssyndrome. Unter den psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen waren 2021 die alkoholbedingten mit knapp 9 300 Behandlungsfällen die zweithäufigste Diagnose für Kinder und Jugendliche. Bei gut 7 700 der aufgrund psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen behandelten 10- bis 17-Jährigen standen zudem Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen im Fokus der Behandlung. Diese können durch das Eintreten von außergewöhnlich belastenden Lebensereignissen hervorgerufen werden oder durch besondere Veränderungen im Leben, die zu einer anhaltend unangenehmen Situation führen.

Knapp die Hälfte der Psychotherapeutinnen und -therapeuten arbeitet nicht in Vollzeit

Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen werden oft von Psychotherapeutinnen und -therapeuten behandelt - sowohl stationär im Krankenhaus als auch in ambulanten psychotherapeutischen Praxen. Im Jahr 2021 gab es hierzulande rund 53 000 Psychotherapeutinnen und -therapeuten, der Frauenanteil lag bei 76 %. Die Zahl der Psychotherapeutinnen und -therapeuten hat während des vorangegangenen Jahrzehnts kontinuierlich zugenommen, gegenüber 2011 stieg sie um 45 %. Damals hatte es noch rund 36 000 Psychotherapeutinnen und -therapeuten gegeben. Mit einem Anteil von 45 % übte fast die Hälfte der Psychotherapeutinnen und -therapeuten ihre Tätigkeit 2021 in Teilzeit oder als geringfügig Beschäftigte aus, darunter waren 84 % Frauen.

Methodische Hinweise:

Bei den Daten aus der Krankenhausstatistik handelt es sich jeweils um die Zahl der stationären Behandlungsfälle. Mehrfachzählungen einer Person sind möglich, falls die Patientin oder der Patient im jeweiligen Berichtsjahr aufgrund der gleichen Hauptdiagnose mehrfach stationär behandelt wurde.

Die Daten zu den Psychotherapeutinnen und -therapeuten beziehen sich auf die Gruppe der Psychologischen Psychotherapeuten sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -therapeuten. Ärztliche Psychotherapeuten, deren Qualifikation über ein Medizinstudium und anschließende Weiterbildungen erfolgt, werden nicht thematisiert.

Der Rückgang der stationären Krankenhausbehandlungen in den Jahren 2020 und 2021 ist auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Die hohe Auslastung der Krankenhäuser durch COVID-19-Patientinnen und -Patienten, das Freihalten von Bettenkapazitäten und verschärfte Hygienekonzepte führten dazu, dass "planbare" Behandlungen verschoben wurden. Zudem vermieden vermutlich viele Menschen Krankenhausaufenthalte, wenn sie diese nicht als unbedingt notwendig erachteten.

Weitere Informationen:

Die Daten zu den häufigsten Diagnosen der stationären Krankenhausbehandlungen nach Altersgruppen und weiteren Merkmalen sind auch in der Gesundheitsberichterstattung des Bundes verfügbar.

Pressekontakt:

Florian Burg
Leiter der Pressestelle
Telefon: +49 (0) 611/75 34 44
Telefax: +49 (0) 611/75 39 76


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