KKH Kaufmännische Krankenkasse|07.09.2022

PRESSEMITTEILUNG

Wenn die Apothekenregale leer bleiben

Hannover (kkdp)·KKH-Apotheker erklärt, warum einige Medikamente momentan knapp sind

Ob Blutdrucksenker, Asthmasprays oder Elektrolytlösungen gegen Durchfall - viele Arzneimittel sind in Apotheken derzeit Mangelware. Besonders kritisch ist die Situation bei Paracetamol- und Ibuprofensäften. Die sind vor allem für kranke Kinder mit Fieber wichtig, aber auch für Menschen mit Schluckbeschwerden, die keine Schmerzmittel in Tablettenform einnehmen können. "Viele Patienten sind dadurch natürlich erst einmal verunsichert", weiß Sven Seißelberg, Apotheker bei der KKH Kaufmännische Krankenkasse. Ganz ohne Medikamente nach Hause gehen muss in der Regel aber niemand. "Normalerweise verschreibt der Arzt einen Wirkstoff, für den es mehrere Produkte in der Apotheke gibt. Der Apotheker kann beim Einlösen des Rezeptes je nach Rabattvertrag mit der Krankenkasse entscheiden, welches Präparat verfügbar ist und gegebenenfalls auf ein anderes Produkt zurückgreifen", erklärt der Experte. Für den Patienten ändere sich durch dieses Vorgehen bis auf die Verpackung des Arzneimittels erst einmal nichts. Für die Apotheken hingegen bedeute die Situation erheblichen Mehraufwand. Denn es muss eine passende Alternative gefunden und der Kunde aufgeklärt werden. Zudem investieren viele Apotheken Zeit in die Suche nach Ersatzwirkstoffen. Sofern der grundlegende Wirkstoff lieferbar ist, stellen sie Präparate auch selbst her, um dem Mangel entgegenzuwirken.

Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gibt es derzeit bei über 250 Arzneimitteln Lieferschwierigkeiten. Die Gründe für die Knappheit, die bereits seit vielen Jahren besteht, sind vielfältig. Im Fall der Ibuprofen- und Paracetamol-haltigen Fiebersäfte könnte eine Ursache die erhöhte Nachfrage aufgrund der Grippe- und Erkältungswelle während der Sommermonate sowie der anhaltenden Corona-Pandemie sein. "Aber es gibt auch grundlegende Probleme: Die Herstellung von Arzneimitteln wurde in der Vergangenheit systematisch in Billiglohnländer außerhalb von Europa ausgelagert, um kostengünstiger produzieren zu können. Die Pharma-Firmen haben ihre Produktionsstätten inzwischen auf wenige Standorte konzentriert", berichtet Sven Seißelberg. Kommt es in einem Bereich zu unvorhergesehenen Verzögerungen, kann dies die gesamte globale Lieferkette beeinflussen. Gerade auf Produktionsstandorte in China wirkt sich auch die Corona-Pandemie nach wie vor aus. Aufgrund der strengen Maßnahmen und den anhaltenden lokalen Lockdowns stehen ganze Fabrikhallen leer, wodurch sich die Produktion erheblich verzögert und die Lieferketten gestört werden.

Daher fordert KKH-Apotheker Seißelberg: "In Zukunft sollten solche Engpässe durch gesetzliche Steuerungsmaßnahmen verhindert werden, um eine sichere Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Denn damit Medikamente ihre Wirkung entfalten und den Genesungsprozess fördern, ist eine unterbrechungsfreie Einnahme wichtig."

Allein 2021 hat die KKH mehr als eine Milliarde Euro für Medikamente ihrer Versicherten ausgegeben. Das sind pro Versichertem über 700 Euro.

Pressekontakt:

Daniela Preußner
Pressesprecherin
0511 2802-1610
presse@kkh.de


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