Das mit 1,1 Milliarden Euro höchste Defizit nach Kassenart müssen für 2020 die Ersatzkassen für sich verbuchen (Vorjahresdefizit: 859 Millionen Euro). 834 Millionen Euro davon entfielen alleine auf das 4. Quartal 2020. Dies berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) unter Berufung auf die Ergebnisse einer Umfrage bei den Kassenverbänden. Das Minus der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) beträgt demnach rund 500 Millionen Euro (Vorjahresdefizit: 121 Millionen Euro), das der Innungskrankenkassen (IKK) etwa 250 Millionen Euro (Vorjahresdefizit: 231 Millionen Euro) und das der knappschaft 138 Millionen Euro (Vorjahresdefizit: 58 Millionen Euro). Von den Betriebskrankenkassen (BKK) wurden der FAZ keine Zahlen gemeldet.
Die Vorjahresergebnisse (2019) finden Sie unter "Links zum Thema" (Teure Reformen: Kassen erstmals seit 2015 mit Milliardendefizit). Die kompletten Jahresergebnisse 2020 für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) werden Anfang März 2021 vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) veröffentlicht.
Rekorddefizit der Krankenkassen seit 17 JahrenDas laut Bericht schlechteste Jahresergebnis der GKV seit 2003 sei nach Einschätzung der Kassenverbände jedoch nur zum Teil der aktuellen Pandemie geschuldet. Viele von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angeschobene Reformen hätten die Ausgaben der Kassen stärker in die Höhe getrieben als die Einnahmen. Mit insgesamt dreizehn Gesetzen und Vorlagen habe Spahn "ohne Corona" bisher eine Kostensteigerung ausgelöst, die von den Kassen auf rund 33 Milliarden Euro von 2019 bis 2022 beziffert wird. Größte Treiber dabei seien die Gesetze zur Pflegepersonalstärkung (PSG) und für einen besseren Terminservice (TSVG) mit jeweils mehr als 2 Milliarden Euro Zusatzbedarf im Jahr.
Zusatzbeitragssätze könnten auf 2,5 Prozent steigenLaut Ersatzkassenverband vdek setze sich der Finanzdruck des Vorjahres in 2021 fort. "Die Vermögen der Kassen werden im Laufe des Jahres weitestgehend aufgebraucht sein. Wenn nichts geschieht, besteht das Risiko, dass sich die Zusatzbeitragssätze für 2022 nahezu verdoppeln - aus heutiger Sicht auf rund 2,5 Prozentpunkte." Nach Einschätzung der AOK ist derzeit noch unklar, wann und wie stark sich pandemiebedingte "Nachholeffekte" in den Arztpraxen und Kliniken bemerkbar machen. Klar sei nur, dass die "kostspieligen Gesetze aus den Vorjahren" weiter ihre Finanzwirkung entfalten werden und dass der GKV für 2022 ein "gewaltiges Defizit" drohe.
