Virchowbund|04.03.2024

PRESSEMITTEILUNG

Krisensicheres Gesundheitswesen braucht starke Arztpraxen

Berlin (kkdp)·Um das deutsche Gesundheitswesen in Zukunft krisenfest zu machen, ist es dringend nötig, die Arztpraxen zu stärken. "Die von Bundesgesundheitsminister Lauterbach geforderte ´Zeitenwende für das Gesundheitswesen´ kann nur gemeinsam mit den niedergelassenen Haus- und Fachärzten gelingen", erklärt der Bundesvorsitzende des Virchowbundes, Dr. Dirk Heinrich.

Lauterbach hatte in einem Interview mit der Osnabrücker Zeitung über seine Pläne gesprochen, das Gesundheitswesen besser auf künftige Krisen wie Kriege und Pandemien vorzubereiten. "Zentralisierte Strukturen sind anfälliger für Angriffe und damit für einen flächendeckenden Ausfall. Unser dezentrales Netz aus rund 100.000 wohnortnahen Arztpraxen ist ein großer strategischer Vorteil im Ernstfall. Diesen sollten wir uns unbedingt erhalten", sagt Dr. Heinrich. "Dazu müssen wir nach Jahren der politischen Schwächung die Praxen endlich wieder stärken."

Der Virchowbund schlägt ein "Praxiszukunftsgesetz" vor, analog dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG). Folgende Regelungen sollte das neue Gesetz u. a. enthalten:

Abschaffung der Budgets im ambulanten Sektor
Abschaffung der Regresse
Volle Gegenfinanzierung der Kosten für die digitale Transformation (sowohl Hardware- als auch Prozesskosten, z. B. für Schulungen)
Sofortige und volle Gegenfinanzierung der Tarifsteigerungen für Medizinische Fachangestellte
Förderung der Niederlassung in Einzelpraxen und ärztlichen Berufsausübungsgemeinschaften und Schutz vor Konzentrations- und Monopoltendenzen durch investorengetriebene Medizinische Versorgungszentren (MVZ)
Bürokratieabbau, um die Arbeitsbelastung zu senken und mehr Arztzeit für die tatsächliche Patientenversorgung zu gewinnen
Ausbau und Finanzierung der ambulanten Weiterbildung
Protokollierte regelmäßige Länder- und Ressortübergreifende Krisenmanagementübungen (LÜKEX) mit anschließender Auswertung und Weiterentwicklung

Mit fast 1 Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten im Jahr stemmen die Arztpraxen einen Großteil der medizinischen Versorgung in Deutschland. In der Corona-Pandemie wurden 19 von 20 Patienten ambulant abschließend versorgt. Auch ein Großteil der COVID-19-Impfungen wurde von den Praxisteams durchgeführt.

"Die Arztpraxen waren der entscheidende Faktor, der die Krankenhäuser vor der Überlastung geschützt hat. Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie Medizinische Fachangestellte haben beim Testen, Impfen und Therapieren Überstunden geschoben. Weder Politik noch Medien haben diesen Einsatz je ausreichend gewürdigt", beklagt der Virchowbund-Bundesvorsitzende. Ein Beispiel für die fehlende Wertschätzung: Anders als z. B. Verwaltungsangestellte in Kliniken, erhielten die Medizinischen Fachangestellten keinen Corona-Bonus.

Der Virchowbund beobachtet auch mit Sorge, dass das Verteidigungsministerium plant, die äußerst effiziente und krisenerprobte Struktur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr umzustrukturieren. "Bislang hat die Bevölkerung von der engen Zusammenarbeit zwischen zivilem und militärischem Medizinpersonal profitiert. Das droht mit der Umstrukturierung zerstört zu werden. Praxen, Kliniken, Sanitätsdienst, aber zum Beispiel auch Apotheken und Gesundheitsämter - jede Maßnahme, die eine Säule der Versorgung empfindlich schwächt, schadet uns allen", warnt Dr. Heinrich.

Pressekontakt:

Dr. Diana Michl
Tel: 030 / 28 87 74 - 0
Fax: 030 / 28 87 74 - 115
presse@virchowbund.de


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