Deloitte GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft|10.10.2025
PRESSEMITTEILUNG
Nachhaltige Finanzierung der gesetzlichen Krankenkassen langfristig kaum möglich
Finanzlücke könnte bis 2030 auf 87 Milliarden Euro anwachsen
München (kkdp)·10.10.2025
Trotz erster Maßnahmen zur Entlastung fehlt den gesetzlichen Krankenkassen immer mehr Geld. Im kommenden Jahr werden ihnen nach Deloitte-Berechnungen rund 56 Milliarden Euro fehlen, die durch Zusatzbeiträge oder Steuerzuschüsse ausgeglichen werden müssen. Um eine Unterdeckung in dieser Höhe auszugleichen, müsste der durchschnittliche Zusatzbeitrag im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent steigen.
Die wachsende Finanzlücke können auch die laut Koalitionsvertrag geplanten Maßnahmen nur in begrenztem Umfang verringern. Im Jahr 2030 würden der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) demnach 87 Milliarden Euro fehlen, wie die aktuelle Projektion "Finanzkrise der GKV - Reformansätze auf dem Prüfstand" zeigt. Auf lange Sicht wird die Lücke größer: Rund 565 Milliarden Euro würde die Unterdeckung der gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2050 betragen, wenn die von der Koalition geplanten Maßnahmen vollständig umgesetzt werden. Ohne die beabsichtigten Strukturreformen zur Stärkung der Digitalisierung, zum Bürokratieabbau oder zur Weiterentwicklung der Krankenhäuser würden sogar 615 Milliarden Euro fehlen.
Beitragssteigerungen sind unter diesen Voraussetzungen kaum zu vermeiden. Bei einer Unterdeckung von 565 Milliarden Euro in 2050 ist nach Deloitte-Berechnungen ein durchschnittlicher Beitragssatz von 28,7 Prozent nötig, damit die gesetzlichen Krankenkassen ihre Ausgaben decken können. Aktuell liegt der von den Krankenkassen erhobene durchschnittliche Beitragssatz laut Bundesgesundheitsministerium bei 17,5 Prozent.
Gesundheitsversorgung in Deutschland neu denken
"Dass Strukturreformen und eine Einsparung von 50 Milliarden Euro langfristig nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein sind, zeigt, wie dramatisch die Situation der gesetzlichen Krankenkassen ist", sagt Dr. Gregor-Konstantin Elbel, verantwortlicher Partner für den Bereich der Kostenträger und gesetzlichen Krankenkassen bei Deloitte. "Es ist Zeit das Bismarck´sche Gesundheitssystem hinter uns zu lassen und Gesundheitsversorgung in Deutschland völlig neu zu denken."
Denn auch wesentlich weiterreichende Reformen führen langfristig nicht zu einer nachhaltigen Finanzierung der gesetzlichen Kassen. Ein ambitioniertes Reformpaket von 19 unter Expert:innen vielfach diskutierten Maßnahmen könnte rein rechnerisch zwar dazu führen, dass die GKV-Finanzen vorrübergehend ein leichtes Plus verzeichnen. Langfristig fehlen den Krankenkassen jedoch auch in diesem Szenario im Jahr 2050 rund 198 Milliarden Euro, wie die aktuelle Studie zeigt.
Eine Reduzierung in diesem Umfang setzt unter anderem eine komplette Streichung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel, eine deutliche Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze sowie eine starke Konsolidierung der rund 100 gesetzlichen Kassen voraus. "Das ist wenig realistisch. Wir können nur mit einer deutlich gesünderen Allgemeinheit innovative Medizin für unsere alternde Gesellschaft finanzieren", sagt Elbel. "Dazu gehören Anreize wie die Besteuerung von ungesunden Produkten. Aber auch die Maßnahmen von Ärzten und Ärztinnen, Krankenhäusern und Pharmaherstellern müssen stärker auf Prävention ausgerichtet und entsprechend vergütet werden."
Die Methodik der vorliegenden Projektion berücksichtigt neben ökonomischen Faktoren (Bruttoinlandsprodukt, Inflation) auch die altersabhängigen Kosten des medizinisch-technischen Fortschritts. Dieser wurde in zwei Modellen projiziert. Die hier genannten Zahlen basieren auf der Annahme, dass die Kosten medizinischer Innovationen im Prognosezeitraum deutlich stärker steigen als in der Vergangenheit (Innovationsmodell), insbesondere durch personalisierte Therapien, Adipositas-Medikamente und die Behandlung von neurologischen Erkrankungen.
Hier geht es zu der Studie
Finanzkrise der GKV - Reformansätze auf dem Prüfstand.
Geplante Reformen sorgen nach Deloitte-Berechnungen lediglich für geringfügige Einsparungen.
Selbst ambitionierte und umfassende Maßnahmen können Unterdeckung von 198 Milliarden Euro in 2050 nicht vermeiden.
Zusatzbeitrag für 2026 steigt voraussichtlich auf 2,9 Prozent.
Trotz erster Maßnahmen zur Entlastung fehlt den gesetzlichen Krankenkassen immer mehr Geld. Im kommenden Jahr werden ihnen nach Deloitte-Berechnungen rund 56 Milliarden Euro fehlen, die durch Zusatzbeiträge oder Steuerzuschüsse ausgeglichen werden müssen. Um eine Unterdeckung in dieser Höhe auszugleichen, müsste der durchschnittliche Zusatzbeitrag im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent steigen.
Die wachsende Finanzlücke können auch die laut Koalitionsvertrag geplanten Maßnahmen nur in begrenztem Umfang verringern. Im Jahr 2030 würden der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) demnach 87 Milliarden Euro fehlen, wie die aktuelle Projektion "Finanzkrise der GKV - Reformansätze auf dem Prüfstand" zeigt. Auf lange Sicht wird die Lücke größer: Rund 565 Milliarden Euro würde die Unterdeckung der gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2050 betragen, wenn die von der Koalition geplanten Maßnahmen vollständig umgesetzt werden. Ohne die beabsichtigten Strukturreformen zur Stärkung der Digitalisierung, zum Bürokratieabbau oder zur Weiterentwicklung der Krankenhäuser würden sogar 615 Milliarden Euro fehlen.
Beitragssteigerungen sind unter diesen Voraussetzungen kaum zu vermeiden. Bei einer Unterdeckung von 565 Milliarden Euro in 2050 ist nach Deloitte-Berechnungen ein durchschnittlicher Beitragssatz von 28,7 Prozent nötig, damit die gesetzlichen Krankenkassen ihre Ausgaben decken können. Aktuell liegt der von den Krankenkassen erhobene durchschnittliche Beitragssatz laut Bundesgesundheitsministerium bei 17,5 Prozent.
Gesundheitsversorgung in Deutschland neu denken
"Dass Strukturreformen und eine Einsparung von 50 Milliarden Euro langfristig nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein sind, zeigt, wie dramatisch die Situation der gesetzlichen Krankenkassen ist", sagt Dr. Gregor-Konstantin Elbel, verantwortlicher Partner für den Bereich der Kostenträger und gesetzlichen Krankenkassen bei Deloitte. "Es ist Zeit das Bismarck´sche Gesundheitssystem hinter uns zu lassen und Gesundheitsversorgung in Deutschland völlig neu zu denken."
Denn auch wesentlich weiterreichende Reformen führen langfristig nicht zu einer nachhaltigen Finanzierung der gesetzlichen Kassen. Ein ambitioniertes Reformpaket von 19 unter Expert:innen vielfach diskutierten Maßnahmen könnte rein rechnerisch zwar dazu führen, dass die GKV-Finanzen vorrübergehend ein leichtes Plus verzeichnen. Langfristig fehlen den Krankenkassen jedoch auch in diesem Szenario im Jahr 2050 rund 198 Milliarden Euro, wie die aktuelle Studie zeigt.
Eine Reduzierung in diesem Umfang setzt unter anderem eine komplette Streichung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel, eine deutliche Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze sowie eine starke Konsolidierung der rund 100 gesetzlichen Kassen voraus. "Das ist wenig realistisch. Wir können nur mit einer deutlich gesünderen Allgemeinheit innovative Medizin für unsere alternde Gesellschaft finanzieren", sagt Elbel. "Dazu gehören Anreize wie die Besteuerung von ungesunden Produkten. Aber auch die Maßnahmen von Ärzten und Ärztinnen, Krankenhäusern und Pharmaherstellern müssen stärker auf Prävention ausgerichtet und entsprechend vergütet werden."
Die Methodik der vorliegenden Projektion berücksichtigt neben ökonomischen Faktoren (Bruttoinlandsprodukt, Inflation) auch die altersabhängigen Kosten des medizinisch-technischen Fortschritts. Dieser wurde in zwei Modellen projiziert. Die hier genannten Zahlen basieren auf der Annahme, dass die Kosten medizinischer Innovationen im Prognosezeitraum deutlich stärker steigen als in der Vergangenheit (Innovationsmodell), insbesondere durch personalisierte Therapien, Adipositas-Medikamente und die Behandlung von neurologischen Erkrankungen.
Hier geht es zu der Studie
Finanzkrise der GKV - Reformansätze auf dem Prüfstand.
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Christian Gressner
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